Die Domotex entwickelt sich weiter zur internationalen Handelsmesse. Im deutschen Markt verliert sie zunehmend an Bedeutung. Trends gab es dennoch zu entdecken. Die stetige Abnahme von Fachbetrieben auf der einen und die veränderten Informationsgewohnheiten der jüngeren Generation auf der anderen Seite sorgen dafür, dass die deutsche Zielgruppe für die Domotex von Jahr zu Jahr schrumpft. Mit der Aussage: „Die Besucherzahlen spiegeln die aktuelle Marktkonzentration wider“, bemühte sich Sonia Wedell-Castellano, Domotex-Projektleitung, den erneuten Rückgang zu erklären. Mit 35 000 lag die Zahl 22 Prozent unter der der Domotex 2018 – die beiden Veranstaltungen ohne direkte Konkurrenz der Messe Bau in München, die turnusgemäß nur alle zwei Jahre stattfindet. Zudem ging im direkten Vergleich auch die Zahl der Aussteller um zwölf Prozent zurück. Besonders schmerzlich, dass hier gerade die für den deutschen Markt relevanten Anbieter Hannover den Rücken kehrten. Angebot und Nachfrage befinden sich zumindest aus Sicht des deutschen Bodenbelagsmarktes in einer Abwärtsspirale.

Internationales Publikum
Für den Veranstalter, die Deutsche Messe, stellt sich das Bild jedoch ganz anders dar: Im Geschäftsbericht 2019 werden für die Domotex Umsatzsteigerungen ausgewiesen und Andreas Gruchow, Mitglied des Vorstands, versichert: „Die Domotex ist und bleibt die internationalste Messe in unserem Portfolio. Wir freuen uns, dass Besucher aus allen Teilen der Welt nach Hannover kommen.“ Ihr Anteil beträgt mittlerweile über 70 Prozent, nur 60 Prozent davon kommen aus Europa, der Rest bereits aus Übersee. Olivier Bossuyt, Geschäftsführung Vertrieb der belgischen IVC Gruppe, spricht aus, was die meisten Aussteller bewegt, nach Hannover zu kommen: „Wir sind auf der Domotex, weil das Treffen mit unseren Handelskunden und potenziellen Neukunden wegen der großen Internationalität sehr effektiv ist.“ Denn: Auch wenn der deutsche Markt für viele Anbieter das größte Potenzial bietet, ist er bereits aufgeteilt und nur durch Verdrängung ergeben sich Wachstumschancen. Wer sein Geschäft weiterentwickeln will, kommt nicht umhin, sich global aufzustellen und internationale Kunden anzusprechen. So ist zu erklären, dass viele Aussteller ihre Exponate nur noch in englischer Sprache auszeichnen und Produktvorführungen oder Vorträge in Englisch abhalten.

Praxis belebt zwei Hallen
Dass sich ein Besuch für deutsche Handwerker und Händler dennoch gelohnt hat, ist dem Engagement einiger weniger Aussteller zu verdanken, die der Domotex in den Hallen 12 und 13 (fast) zu altem Glanz verhalfen: Hier wurde geklickt und gefräst, grundiert und geklebt oder erklärt, worin die Unterschiede der vielen neuen Kunststoffplanken liegen – allen voran die der sogenannten Rigid Boards. Die „starren“ (englisch rigid) Designbeläge standen erneut im Mittelpunkt vieler Neuvorstellungen und schicken sich an, das neue Laminat zu werden. Allein in 2019 soll sich ihr Absatz mehr als verdoppelt haben. Neben den Formaten (Diele oder Stab) gibt es vor allem in den Materialzusammensetzungen Unterschiede. Ein Trend ist derzeit noch nicht zu erkennen und auch über Vor- und Nachteile bestimmter Konstruktionsarten der sogenannten Multilayer (MMF) kann man noch keine belastbaren Aussagen treffen. Im Fahrwasser des Nachhaltigkeitstrends sind immer öfter Kunststoffböden aus Biopolymeren im Angebot. Sie werden nicht auf Basis von fossilen Brennstoffen hergestellt, sondern aus Derivaten nachwachsender Rohstoffe wie Cellulose. Bei textilen Bodenbelägen begegnet man dem wachsenden Umwelt- bewusstsein der Konsumenten verstärkt mit dem Einsatz von Recyclingmaterial – sowohl im Flor als auch in der Rückenkonstruktion. Produktübergreifend werden Kreislaufkonzepte angekündigt. So sollen Bodenbeläge nach ihrer Nutzung recycelt und die zurückgewonnenen Rohstoffe wieder für die Produktion neuer Beläge eingesetzt werden. Insgesamt betrachtet ist die Kommunikation der Unternehmen noch „grüner“ geworden als in den Jahren zuvor. Allerdings treffen die Konsumenten bis heute ihre Kaufentscheidung weniger aufgrund nachhaltiger Aspekte als vielmehr nach der Optik. Wie sonst wäre es zu erklären, dass Naturprodukte wie Parkett oder Kork (noch) nicht vom Nachhaltigkeitstrend profitieren können? Die Absatzzahlen in beiden Segmenten stagnieren, auch wenn einzelne Anbieter eine Verschiebung hin zu höherwertigen Produkten erkennen wollen. Während man bei Kork noch annehmen könnte, dass das Produkt rein optisch nicht jedem „schmeckt“, ist die Verweigerungshaltung des Konsumenten bei Parkett nicht nachzuvollziehen. Im gleichen (Eiche-)Dekor wird ein ebenso teurer LVT dem Original aus Echtholz vorgezogen.

Den ausführlichen Messebericht, weiteres zur Domotex und Infos zu allen aktuellen Trends und neuen Kollektionen lesen Sie in der RZ – Trends Interior Design Februarausgabe.