Es ist fünf vor zwölf: Das Raumausstatter- und Sattlerhandwerk sucht dringend Auszubildende und der ZVR hat die Initiative ergriffen. RZ – Trends Interior Design sprach mit den Protagonisten der Kampagne Lars Leppin und Flynn Buchwald.

Raumausstatter Lars Leppin (links), Flynn Buchwald und Dirk Lindemann (nicht mit auf dem Bild) treiben die Ausbildungsoffensive „GenerationHandwerk“ des ZVR voran.

Herr Leppin, wann fiel der Startschuss zur Ausbildungsinitiative?
Lars Leppin: Vor etwa drei Jahren hatte ich ein Schlüsselerlebnis: Für verschiedene Mitarbeiterstellen wie Monteur und Verkäufer hatte ich bei dem Online-Anbieter Stepstone Stellenanzeigen aufgegeben mit dem Ergebnis, dass ich keine einzige Bewerbung erhielt. Daraufhin setzte ich mich mit meinen Kollegen Dirk Lindemann aus Bielefeld und Flynn Buchwald aus Berlin zusammen und wir entwickelten ein Ausbildungskonzept, das wir einigen unserer langjährigen Lieferanten vorstellten. Sie erklärten uns generell die Bereitschaft, eine vom Zentralverband Raum und Austattung und damit eine von allen Betrieben organisierte und getragene, professionelle Kampagne zu unterstützen.

Flynn Buchwald: In unserer letzten ZVR-Mitgliederversammlung im Herbst vergangenen Jahres wurde der Start für die Ausbildungskampagne beschlossen. ZVR-Präsident Ralf Vowinkel gab den Anstoß, die Agentur DIM aus Mülheim an der Ruhr, die bereits seit zehn Jahren erfolgreich die Kampagne für die Ausbildungsplattform „Das ist Bodenhandwerk“ betreibt, auch für die Ausarbeitung unseres Konzepts zu beauftragen.

Lars Leppin: Zusammen mit der Agentur haben wir ein Konzept erstellt, das wir bereits dem ausgewählten Lieferantenkreis präsentiert haben. Es traf auf sofortige Zustimmung und die angesprochenen Firmen haben uns ihre finanzielle Unterstützung zugesichert. Jetzt präsentieren wir, das heißt der Arbeitskreis der Kampagne, bestehend aus Dirk Lindemann, Flynn Buchwald, Lena Breyer, Jemena Bruns und mir erstmals das Konzept auf dem Münchner Stoff Frühling und werben mit unserer ganzen Energie und Überzeugungskraft um Förderer.

Was sind die Kernziele der Ausbildungsinitiative?
Lars Leppin: In erster Linie geht es natürlich darum, die Zahl der Auszubildenden im Raumausstatter- und Sattlerhandwerk zu steigern und zwar um 25 Prozent in fünf Jahren. Wir wollen Azubis die Zukunfts- und Aufstiegschancen in unserem Beruf aufzeigen, wie beispielsweise die reelle Chance, später einen Betrieb zu übernehmen. Parallel wollen wir mit dieser Initiative Betriebe stärken, die bereits ausbilden, indem ihnen die dazu benötigten Hilfsmittel und Weiterbildungsformate zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus wollen wir neue Betriebe finden und sie von der immensen Bedeutung überzeugen, junge Leute von unserem kreativen und einem der vielseitigsten Berufe, die es gibt, zu begeistern und einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftssicherung des Raumausstatterhandwerks zu leisten.

Flynn Buchwald: In Berlin haben wir aktuell etwa 100 Raumausstatterbetriebe, deren Betriebsinhaber im Schnitt zwischen 50 und 55 Jahre alt sind. Unsere Kampagne ist verknüpft mit der Initiative, Betriebe aufzufangen, die altersbedingt kurz vor der Schließung sind und die Nachfolge zu sichern.

Welches sind Ihre nächsten Maßnahmen für die Umsetzung der Ausbildungsinitiative?
Lars Leppin: Zunächst geht es um den strukturellen Aufbau der Initiative und Sicherung der finanziellen Mittel. Anschließend werden wir eine Website und die Social Media-Kanäle erstellen. Parallel dazu beginnen wir den Content für unsere Kampagnen zu erarbeiten. Wir werden Kooperationen mit den führenden Online-Portalen für die Ausbildung umsetzen. Dort kann unser Beruf umfangreich dargestellt werden. Außerdem können den Betrieben kostenlos Stellenanzeigen für die Ausbildung zur Verfügung gestellt werden.

Wie richten Sie die Kampagne aus – über welche Medien?
Lars Leppin: Wir wollen Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren erreichen, weshalb wir Ausbildungsbörsen und soziale Netzwerke bespielen. Unsere Werbeagentur zählt zu den führenden Agenturen im Recruiting von Auszubildenden über Facebook, Instagram, Tiktok, YouTube sowie Ausbildungsportalen. Instagram ist beliebt bei der Zielgruppe potenzieller Auszubildender. 78 Prozent der Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren nutzen regelmäßig Instagram. Wir sollten hauptsächlich Inhalte für diesen Kanal erstellen, da der Nachwuchs unsere Hauptzielgruppe ist. Facebook ist für uns gleichfalls wichtig, um Ausbildungsbetriebe und auch die Eltern der potenziellen Auszubildenden anzusprechen. In einem zweiten Schritt werden wir um Tiktok und Youtube erweitern, um Jugendliche und Interessierte zu gewinnen. Übrigens, die durchschnittliche Reichweite einzelner Postings der Agentur für die Gewinnung von Auszubildenden liegt zwischen 30 000 und 150 000 Personen.

Gibt es einen Stichtag für das Go der Ausbildungsinitiative?
Flynn Buchwald: Wenn die Finanzierung bis Juni steht, können wir bis Dezember die ersten, wichtigen Meilensteine erreichen: Webseite, Ausbildungsportal, Aufbau Social Media und so weiter. Für den Zeitraum Dezember 2023 bis Mai 2024 werden alle Maß- nahmen ausgebaut und die Werbung für die Ausbildungsphase 2024 gestartet, um die ersten Stellen zu besetzen.

Von welchem Budget für den Start gehen Sie aus?
Lars Leppin: Wir gehen von einem Jahresbudget von rund 200 000 Euro aus. Gerne informieren wir alle Interessierten dazu und zu den vier verschiedenen Sponsorenpaketen ausführlicher auf dem Münchner Stoff Frühling.

Gibt es denn schon Sponsoren?
Lars Leppin: Ja! Wir freuen und bedanken uns ganz herzlich für die Zusage der Sponsoren FHR Verbund, Interstil, JAB Anstoetz, Kadeco, MHZ und Zimmer + Rohde!

Herr Leppin und Herr Buchwald, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen und Ihren Mitstreitern einen durchschlagenden und schnellen Erfolg!