Pascal Walter arbeitet als freier Designer und ist über 20 Jahre in der Produkt- und Designentwicklung von Stoffen, Tasten und Teppichen tätig. Für Hunter Douglas hat der nun eine Kollektion gestaltet. Im Interview mit der RZ – Trends Interior Design schildert er seine Erfahrung, das erste Mal Sonnenschutz zu designen, und spricht über Bedeutung, Farben, Dessins wie Materialien der „Super Natural Collection“.

portrait_pascal_walter_01_farbe_250pxHerr Walter, was ist die Kernaussage ihrer Kollektion?
Das Thema „Super Natural“ lag mir sehr am Herzen, da es im Kern eine Weiterentwicklung des Greenery-Trends aus dem Jahr 2017 ist – ein Trend, der bei hochwertigen Heimtextilien sehr gut angenommen wird. Wir wollten eine Trendkollektion entwickeln, die „Design Made in Germany“ ist. Je mehr wir in einer digitalisierten, urbanen Welt leben, sehnen wir uns nach einem Ausgleich. Daher umgeben wir uns so gerne mit grünen Tönen und floralen Mustern. In der Farbenlehre ist Grün die Farbe der Mitte, sie wirkt harmonisierend. Ungebrochen ist der Trend zu floralen Motiven auf Stoffen oder Tapeten, daher fand ich es sehr aktuell, auch Rollos, Plissees und Duette-Qualitäten dementsprechend zu gestalten. Ganz wichtig für mich war „Mut zum Muster“ – Rollos und Plissees müssen nicht nur weiß sein! Dann die verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten des Begriffs „Super Natural“ als übernatürlich, naturnah oder nachhaltig. Und der Mut von Hunter Douglas, mit dieser Capsule Collection anders zu sein.

 

Da dies meine erste reine Sonnenschutz-Kollektion war, hatte ich das Gefühl, dass ich viel frei gestalten konnte, aber natürlich gibt es bei Produkten mit hohen technischen Anforderungen doch auch immer Vorgaben für das Design.

 

Sie entwerfen sonst Stoffe, Tapeten, Teppiche. Was sind die Besonderheiten bei Sonnenschutz?
Viele grundsätzliche Aspekte im Design sind ähnlich, da wir auch hier von der klassischen Gestaltung textiler Produkte reden. Es geht um Form, Farbe, Proportionen. Für mich haben sich aber auch deutliche Unterschiede gezeigt. Die Muster müssen flächenfähig sein, ähnlich wie bei einer Tapete oder einem Teppich. Man sieht frontal auf die gestaltete Fläche, die nicht wie bei einem Vorhang durch Falten aufgebrochen wird. Da muss man ein Dessin in Größe, Musterung und Farbigkeit so gestalten, dass es nicht „zu viel“ wird. Letztlich müssen sich die Produkte im Raum integrieren. Die Farbigkeit ist ein weiterer Punkt, da das Licht gefiltert in den Raum fällt. Kräftige und flächige Töne färben insofern auch das natürliche Licht im Raum, ein Effekt, mit dem man vorsichtig umgehen sollte. Ein weiterer Aspekt ist die Dreidimensionalität bei Plissees und Duette-Wabenplissees. Die gewinkelten Flächen des Plissees verändern die Wahrnehmung eines Musters sehr, das flach vielleicht sehr gelungen erscheint. Auch muss man die Optik im gestauchten, geschlossenen Zustand beim Entwurf berücksichtigen. Da dies meine erste reine Sonnenschutz-Kollektion war, hatte ich das Gefühl, dass ich viel frei gestalten konnte, aber natürlich gibt es bei Produkten mit hohen technischen Anforderungen doch auch immer Vorgaben für das Design. In der Tat kann man nicht alle Dessins gleichermaßen verwenden. Ich habe etwa mit dem Dessin „Alago“ eine klassische Regel gebrochen, indem ich eine horizontale Struktur für Plissees und Duette verwendet habe. Das Resultat fanden dann alle überraschend gut. Grenzen muss man manchmal auch austesten.

Sind alle Designs für Plissee, Rollo sowie Duette-Wabenplissee geeignet? Gibt es Dessins für einzelne Produkte?
Die Frage ist sehr spannend für mich, weil genau dies Thema in der fast einjährigen Entwicklungsphase war. Ursprünglich waren bestimmte Dessins nur für bestimmte Qualitäten angedacht und entwickelt. Als die ersten Testdrucke dann sehr gut waren, haben wir doch alle Dessins auf allen Qualitäten ausprobiert, Sie können sich den Umfang der Musterung vorstel- len. Letztlich sind aber nicht alle Dessins auch in allen Qualitäten erhältlich. Wir haben aufgrund des Know-hows und der Erfahrung des Hunter Douglas-Teams und meinem ästhetischen Empfinden jedes Muster separat beurteilt. Als Beispiel: Das eher extravagante Dessin „Paradiso multi“ gibt es nicht als Duette-Wabenplissee, da die starke Struktur dieses komplexe Dessin sehr beeinflusst hat. Das Dessin „La Palma“ wurde für Plissee und Rollo unterschiedlich koloriert: ein sehr dunkles Kolorit gibt es nur als Verdunkelungs-, nicht aber als Tageslicht-Rollo oder Plissee. Außerdem haben wir auch die Rapportgröße und Proportion angepasst.

Welche Motive, Muster und Farben stehen im Fokus?Supernatural_HunterDouglas_Dessin Paradiso
Die Kollektion vereint moderne Muster, Strukturen und Farben, die von der Natur inspiriert sind. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Grüntönen, floralen Mustern und botanisch inspirierten Dessins. Vielfältig wie verschiedene Einrichtungsstile ist auch die Ausarbeitung des Themas „Super Natural“: Modern, abstrakt, realistisch und traditionell sind die verschiedenen Dessins interpretiert. Die Basis der Kollektion sind Grüntöne und daraus abgeleitete Farbstellungen. Aber wir haben auch Kolorits entwickelt, die von aktuellen Interior-Trends beeinflusst sind: Verschiedene Blautöne und erdige Naturtöne stellen die Hälfte der Farben. Es gibt auch ein paar farbige Eyecatcher: Petrol und Koralle, leuchtendes Gelb und die „Paradiso“-Multicolor-Farbstellungen bringen einen sehr modischen Aspekt
in die Kollektion. Wie vielfältig man das Thema dann „spielen“ kann, zeigen die verschiedenen Dessin-Richtungen: Als „übernatürlich“ interpretiert entstand das Dessin „Paradiso“ mit Kolibris und lila Zitronen, in der „Alice im Wunderland“- Kolorierung, wie ich sie gerne nenne. Dann gibt es aber auch Retro-Einflüsse im Dessin „Lotus“ oder es geht in eine ganz organische Richtung mit „Alago“. Zuerst möchte man als Designer die Muster einer Kollektion aufeinander abstimmen. Da es aber sehr unwahrscheinlich ist, dass diese Dessins kombiniert werden, waren wir völlig frei, in viele Richtungen zu denken.

Wen spricht die Kollektion an – Privat- oder Objektkunden?
Grundsätzlich richtet sich die Kollektion eher an Privatkunden, die auf der Suche nach hochwertigem innenliegenden Sonnenschutz sind, und wird dementsprechend über den Fachhandel vertrieben. Die unterschiedlichen Dessins sollen im privaten Wohnraum vielseitig einsetzbar sein. So kann ich mir die bunten Kolibris wunderbar fürs Kinderzimmer vorstellen oder „Alago“ und „La Palma“ fürs Badezimmer. Wenn man sich aber die aktuellen Interior-Trends im Objektbereich ansieht, dann sehe ich da großes Potenzial. Mehr und mehr benötigt moderne Architektur und Innenarchitektur Lösungen, um Privatsphäre zu schaffen oder den natürlichen Lichteinfall zu inszenieren. Die hohe Qualität der Produkte mit vielfältigen Zertifizierungen und die Möglichkeiten, bei Hunter Douglas Dessins individuell anzupassen, sind da von enormem Vorteil.

Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit für die Kollektion?
Das Thema Nachhaltigkeit ist für die Kollektion sehr wichtig und wird ganz vielfältig umgesetzt: Grundsätzlich sind die Grundgewebe der Kollektion halogenfrei, PVC-frei und Oeko-Tex-zertifiziert. Wir arbeiten also mit schadstoffarmen Qualitäten, die zu großen Teilen recycelt werden können. Auch der hohe technische, qualitative wie ästhetische Anspruch ist nachhaltig, da der Kunde sich bewusst für ein langlebiges hochwertiges Produkt entscheidet. Eines meiner Lieblingszitate ist von Vivienne Westwood: „Buy less, choose well and make it last.“ Im Grunde war das ein früher Aufruf, sich von der Wegwerf-Mentalität zu verabschieden. Ganz konkret wird das Thema in der Kollektion aber dann bei den GreenScreen Sea-Tex-Qualitäten: „Seaflower“ ist ein von Algen inspiriertes Dessin, gedruckt auf Geweben aus recyceltem Plastik, das aus den Ozeanen gefischt wird. Die gesammelten Plastikabfälle werden als recycelte Polyestergarne wiederverwertet. Die Verwendung dieser Produkte unterstreicht inhaltlich die Aussage „Super Natural“.

Vielen Dank für das Gespräch.