Photogrammes stellt die Natur in Hyperspektralfarben dar. Mithilfe von Drohnenflug und einer speziellen Software entstehen äußerst dekorative Wandbilder – ein Gespräch mit Photogrammes-Gestalter Hubert Kammer.

Herr Kammer, was bedeutet Photogrammes?
Obwohl „Photogrammes“ mehr ein Kunstbegriff für eine neuartige digitale Bildkunst ist, gibt es den Begriff „Fotogramm“ schon seit mehr als 200 Jahren. Die Technik wurde nach Christian Schad benannt, einem deutschen Maler der Neuen Sachlichkeit. Über diese Würdigung der Kunst hinaus sind wir zu dem Begriff gelangt, weil sich darin die hochmodernen Techniken der optischen Photogrammetrie (einer Methode zur dreidimensionalen Rekonstruktion von natürlichen Umgebungen) mit der Fotografie vereinigen.

hypergrey photogrammes

Alles andere als Grau in Grau: Kollektion „Hypergrey“ zeigt aufregend farbige Schattierungen und Kontraste.

Was macht Ihre Wandbilder so einzigartig? Können Sie die Technik dahinter erklären?
Unsere digitale Bildkunst beruht darauf, dass wir für das menschliche Auge unsichtbare „Farben der Natur“ mit sogenannten Hyperspektral-Aufnahmen sichtbar machen können. Hyperspektral-Farben stehen in unseren Photogrammes immer für gewisse Stoffe oder Materialien der Natur. Da wir nahezu jedes Detail in Kultur- und natürlichen Landschaften darstellen wollten, haben wir verschiedene Drohnen mit speziellen Kameras ausgestattet. Wir wissen in der Regel vorher nicht, was uns nach den Drohnenaufnahmen und -auswertungen erwartet. Das ist immer sehr spannend. Durch die sehr hohe Auflösung und die relativ großen Gebiete entstehen enorme Datenmengen. Mit unserer eigenen Software und sehr leistungsfähigen Hochgeschwindigkeitsrechnern können wir schließlich einerseits digitale 3D-Geländemodelle dieser Landschaften erzeugen, andererseits dann aber auch die für uns Menschen unsichtbaren Farbspektren der Natur sichtbar machen und schließlich, in einem ebenso sehr aufwendigen Rechenprozess, auf die 3D-Modelle rückprojizieren. Wir ahnen eigentlich vor einer Auswertung nie, welche Farben uns die Natur beschert. Die eindrucksvollsten Photogrammes (die ja keine Fotografen sind) ergeben sich nach oft tagelangen Rechenprozessen aus Aufnahmen von Bergwerken, an Gewässern, in Waldgebieten und in Gebirgslandschaften. Die Photogrammes offenbaren neben den unglaublichen Farben mitunter geheimnisvolle, surrealistische Welten: Die oben dargestellten Photogrammes aus der „Hyperfusion“-Kollektion wurden aus den Aufnahmen eines Seeufers erzeugt.

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Welche Zielgruppe sprechen Ihre Wandbilder an?
Nach einer Spontanidee unserer Markt- und Finanz-Expertinnen Kerstin Bink und Uli Ronge zu Beginn des Jahres, diese Photogrammes im Rahmen eines „Direct-Wall-Printing-Projektes“ auf der Imm Cologne 2020 vorzustellen, waren wir von dem Interesse insbesondere seitens Innenarchitekten, Raumausstattern und Interior Designern überrascht. Unser Team musste sich in relativ kurzer Zeit auf diese Nachfrage einstellen. Glücklicherweise konnten wir schnell einen Showroom mit einigen Exponaten einrichten und eine Website, E-Books und Flyer anfertigen. Ein außergewöhnlich großes Interesse aus dem asiatischen Raum (China, Korea, Japan, Indien) zeichnete sich ab, hier rekrutierten sich die ersten Aufträge. Interessanterweise bemühten sich insbesondere asiatische Handelsvertretungen, Hotelketten und renommierte Konferenz- und Event-Ausstatter um eine rasche Geschäftsanbahnung. Weiterhin können wir eine stete Interessen-Zunahme von namhaften Innenarchitekten und bekannten Raumdesignern erkennen, die Photogrammes mit Unikats- und Limitierungs-Prädikat für individuelle Loft- und Penthouse-Projekte einsetzen.

Welche Kollektionen werden am meisten nachgefragt, unterscheiden sich die Kundengruppen?
Unsere nun acht Kollektionen („Hyperearth“, „Hypergreen“, „Hyperyellow“, „Hyperred“, „Hypergrey“, „Hyperblue“ und „Hypernet“ und „Hyperfusion“) sind das Resultat eines neuartigen digitalen Prozesses, wir arbeiten mit selbst entwickelten Software-Paketen, welche auf Methoden künstlicher Intelligenz und künstlicher Neuronaler Netzwerke (KNN) basieren. Die Klassifikation der Photogrammes erfolgt durch diese KI-Software, sie definiert eine „Geschmacksrichtung“. Dieser Prozess wird von jedem Photogrammes-Bildkunstwerk durchlaufen, jedes hat ein unverwechselbares Alleinstellungsmerkmal. Wir beobachten, dass Innenarchitekten mehr zu gegenständlichen Photogrammes tendieren, während Raumdesigner Photogrammes aus der „Hyperfusion“- und „Hypernet“-Kollektion bevorzugen. Das gilt auch für Ausstatter von Hotelketten oder für Eventveranstalter, die sich besonders für „Hyperearth“, „Hypergreen“ und „Hyperyellow“ interessieren.

Welche Größen sind möglich? Können Sie auch Sonderwünsche realisieren?
Aufgrund der Skalierbarkeit der digitalen Photogrammes-Daten sind die Herstellgrößen lediglich durch die heute verfügbaren Druckverfahren begrenzt, es können Größen bis über zehn Meter Seitenlänge hergestellt werden. Wir haben uns auf sieben verschiedene Standardformate in elf unterschiedlichen Print-Technologien fokussiert. Photogrammes können ab einer Größe von 50×50 Zentimeter bis zu einer Standardgröße von 200×100 Zentimeter gemäß Preisliste bezogen werden. Sondergrößen sowie spezielle Kundenwünsche sind ebenso möglich.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Die dreidimensional wirkenden Wandbilder der Kollektion „Hyperfusion“ muten wie surrealistische Meisterwerke an.