Weil am Rhein Design für alle, das wünschte sich Victor J. Papanek zu seinen Lebzeiten. Mit der Ausstellung „Victor Papanek: The Politics of Design“ präsentiert das Vitra Design Museum vom 29. September bis zum 10. März 2019 in Weil am Rhein die erste große Retrospektive über den Designer, Autor und Aktivisten Papanek (1923–1998).

Papanek war seit den 1960er-Jahren einer der wichtigsten Vordenker eines sozial und ökologisch orientierten Designansatzes. Sein Schlüsselwerk „Design for the Real World“ (1971) gilt bis heute als das meistgelesene Buch über Design, das jemals veröffentlicht wurde. Papanek plädiert darin für Inklusion, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit – Themen, die im heutigen Design aktueller denn je sind.

Die Ausstellung umfasst hochkarätige, teilweise nie gezeigte Exponate wie Zeichnungen, Objekte, Filmdokumente, Manuskripte und Druckgrafik. Ergänzend werden Werke von Zeitgenossen Papaneks der 1960er bis 1980er-Jahre gezeigt, darunter George Nelson und Richard Buckminster Fuller. Zeitgenössische Werke aus den Bereichen Critical Design und Social Design veranschaulichen Papaneks nachhaltigen Einfluss auf das heutige Design.

In zwei weiteren Ausstellungsbereichen werden die Hauptthemen von Papaneks Werk betrachtet. Dazu zählen Papaneks grundlegende Konsumkritik und seine Beschäftigung mit gesellschaftlichen Minderheiten ebenso wie sein Einsatz für die Belange der damals so genannten „Dritten Welt“. Ökologie und Nachhaltigkeit ist ihm besonders wichtig sowie die Kreation und Produktion mithilfe eigener Mittel, die ihren Ausgangspunkt in der Do-it-yourself-Bewegung der 1960er-Jahre hat.

Ergänzt wird die Ausstellung durch rund 20 sorgfältig ausgewählte zeitgenössische Werke, die Papaneks Thesen ins 21. Jahrhundert holen. Sie stammen unter anderem von Catherine Sarah Young, Forensic Architecture, Jim Chuchu, Tomás Saraceno, Gabriel Ann Maher und dem brasilianischen Kollektiv Flui Coletivo e Questto I Nó. Auch diese Entwürfe handeln von komplexen Themen wie dem globalen Klimawandel, fließender Geschlechteridentität, unserem Konsumverhalten oder der wirtschaftlichen Realität von Migrationsbewegungen und zeigen so die anhaltende Relevanz der Fragen, denen sich Papanek schon in den 1960ern widmete. Zugleich durchbrechen sie die weiße, westlich-männlich dominierte Welt, der Victor Papanek trotz all seiner Bemühungen verhaftet war.

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