Ging früher im klassischen Objekt alles über den Preis, gewinnt heute die Qualität der Arbeit an Bedeutung. Gleichzeitig steigen aber auch die Anforderungen. Gut, wer hier gerüstet und breit aufgestellt ist.

Das Ausbaugewerbe jagt im Fahrwasser des Baubooms von einem Hoch zum nächsten: Allein im ersten Quartal 2019 stiegen die Umsätze in Deutschland um 7,8 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal und damit zum 15. Mal in Folge, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Ein positiver Nebeneffekt gerade für unsere Branche: Eine steigende Nachfrage durch die anhaltende Bau- und Sanierungstätigkeit bei gleichzeitig sinkendem Angebot an verfügbarer Arbeitskraft lässt die Erträge steigen. So verwundert es nicht, dass RZ-Leser in der Mai-Umfrage zum wiederholten Mal ihr gesteigertes Interesse an Objektaufträgen ausgedrückt haben. Rund 64 Prozent der Teilnehmer sind nicht nur für Privatpersonen tätig, sondern verdienen ihr Geld auch mit Aufträgen der öffentlichen Hand, der Hotellerie und Gastronomie, im Office- und Health Care-Segment oder im Ladenbau.

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Viele Leser stellen die neuen Möglichkeiten, (lukrative) Aufträge im Objektgeschäft zu generieren, vor die Herausforderung, ihr angestammtes Privatkundengeschäft nicht zu vernachlässigen. Denn die gute gesamtwirtschaftliche Beschäftigungs- und Einkommensentwicklung treibt eben nicht nur die Baukonjunktur, sondern auch den privaten Konsum an. Und so ist vielleicht auch zu erklären, dass zwar 36 Prozent der Befragten mit ihrer Geschäftslage im Mai „sehr zufrieden“ waren, aber gleichzeitig 26 Prozent unsicher sind, ob die Umsätze bis zum Ende des Jahres stabil bleiben.
Weniger auf Bauchgefühl setzen da die Zahlen der Marktforscher von BauInfoConsult aus Düsseldorf: Neun von zehn befragten Bausto anbietern rechnen bis Ende 2019 damit, dass ihre Umsätze steigen werden – bei nicht wenigen sogar in beträchtlichem Ausmaß. Zudem rechnet jeder sechste Bauunternehmer mit einer Umsatzsteigerung von fünf Prozent oder mehr gegenüber dem Vorjahr. Zahlen, die den Ausbaugewerken weiterhin Vollauslastung bescheren werden. Die aktuelle Umbruchsstimmung in nahezu allen objekt- relevanten Arbeitsbereichen lässt ebenfalls auf volle Auftrags- bücher hoffen. So muss sich der stationäre Handel durch ein attraktives Einkaufserlebnis vom Online-Konkurrenten absetzen, ohne „Raumausstattung“ undenkbar. Ebenso ist die Gestaltung flexibler Office-Flächen, barrierefreier Senioren-Wohnungen oder kindersicherer Schulen eine Domäne des ausstattenden Fachhandwerks.

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Der Anspruch steigt
Neben allen guten Vorzeichen steht aber auch ein gestiegener Anspruch an Arbeiten im Objekt. Die Zeiten, in denen kilometerweise Flure mit beige-braunem Nadelvlies ausgestattet oder an Fenster von Verwaltungsgebäuden unzählige uniforme Stores mit Seitenschal montiert wurden, sind vorbei. Heute übernimmt das Objekt vielfach die Vorreiterrolle, wenn es um die hochwertige Umsetzung von Interior Design geht. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf der Ästhetik, sondern in besonderem Maße auf der Funktionalität im Einklang mit einer gefälligen Optik. Nahezu selbstverständlich ist die Umsetzung der Anforderung des Brandschutzes oder der Barrierefreiheit. Ebenso vorausgesetzt werden Punkte wie Nachhaltigkeit und Pflegeleichtigkeit: Das Planen und Anbieten einer Sauberlaufzone beim Bodenbelagsauftrag sollte obligatorisch sein. Sonnenschutz zum blendfreien Arbeiten oder auch unter energetischen Aspekten gewinnt gleichsam an Bedeutung wie die (positive) Veränderung der Akustik. Kaum ein Objekt wurde unter den Gesichtspunkten einer guten Raumakustik geplant – hier öffnen sich dem versierten Fachmann Möglichkeiten, Form und Funktion perfekt zu verbinden. Stichwort verbinden! Die Gebäudeautomation im Objekt darf ebenso wenig ein Hemmschuh für die Auftragsannahme sein wie das Thema Smart Home beim Privatkunden. Wer seine Arbeiten, beispielsweise Sonnenschutzanlagen, nicht selbst ins System einbinden kann, sollte einen Nachunternehmer haben, der diesen Job übernimmt, oder zumindest wissen, welche Informationen der Hauselektriker benötigt, um den Auftrag zu komplettieren. Zum Glück begegnet die Industrie dem gestiegenen Anforderungskatalog im Objekt mit technischen Lösungen, abgestimmten Kollektionen und gezielter Weiterbildung. Bevor man sich also auf ungewohntes Terrain begibt, gilt wie immer, sich schlau zu machen.

Mehr zur RZ-Marktanalyse und den Trends im Objekt lesen sie in der aktuellen RZ (6-7/2019) ab Seite 27.